Kultur auf's flache Land?

Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (l.) sowie Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, hören Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkreises und Projektträger, aufmerksam zu. Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (l.) sowie Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, hören Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkreises und Projektträger, aufmerksam zu.

Welche Kultur braucht der ländliche Raum? Und was braucht Kultur im ländlichen Raum?

An welchen Kriterien kann gute Kulturarbeit im ländlichen Raum gemessen werden und welche Rahmenbedingungen sind nötig, damit Kulturinstitutionen und Kulturakteure vor Ort lebendige Kulturangebote für und mit den Menschen umsetzen können? Im Rahmen der "Kulturplattform #2" der "Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb" dieser Tage in Hülben wurden diese Fragen in vier Fachforen öffentlich diskutiert. Unter den über 120 Teilnehmern waren Kulturakteure, Vereine und Verbände, Bürger und Bürgermeister sowie Vertreter aus Verwaltung und Politik. An den Forendiskussionen beteiligten sich namhafte Vertreter der regionalen Kultureinrichtungen und Landesverbände, darunter Dr. Jörg Schmidt, Präsident des Schwäbischen Chorverbandes, Naemi Zoe Keuler, Präsidentin des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg, Jan Merk, Präsident des Museumsverbandes Baden-Württemberg, und Clemens Ottnad, Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Programms »TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel« der Kulturstiftung des Bundes statt.I

In den verschiedenen Foren wurde betont, wie vielfältig die Kulturarbeit und deren Aufgaben im ländlichen Raum sind. Dementsprechend könne nicht zwischen guter und schlechter Kulturarbeit entschieden werden. Besonders fatal sei es, gute Kulturarbeit im ländlichen Raum an den Merkmalen städtischer Kulturangebote zu messen, da zukunftsweisende und nachhaltige Kulturarbeit nur auf der Grundlage der vorhandenen Lebensbedingungen entstehen kann. Vielmehr sollte danach gefragt werden, ob die vorhandenen Angebote zur gesellschaftlichen Entwicklung vor Ort beitragen und mit ihnen Zusammenhalt, Austausch und Innovation gefördert werden können. Um sich diesem Anspruch zu stellen, müssten aber auch die Rahmenbedingungen für Kulturschaffende im ländlichen Raum verbessert werden. Beratungsleistungen und Qualifizierungsangebote, eine bessere finanzielle Unterstützung und unbürokratische Fördermodelle wurden als Wünsche seitens der Teilnehmer formuliert. Die Stärkung der regionalen Kulturarbeit sei aber ebenso auf die spartenübergreifende Zusammenarbeit und interinstitutionelle Vernetzung der Vereine, Verbände und Einrichtungen wie auch auf eine bessere Kommunikation vor Ort angewiesen. Das Engagement zentraler Personen und der Rückhalt durch den Bürgermeister oder wichtige Multiplikatoren wurden als weitere Gelingensbedingungen genannt.

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Vereint im Zeichen der Kultur - Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Saal sind ganz Ohr. 

 

Im Nachgang der Foren diskutierten Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkreises und Projektträger, Thomas Reumann, Landrat des Landkreises Reutlingen, sowie Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, auf welche politischen Besonderheiten die Kulturförderung in ländlichen Regionen und kleineren Städten reagieren muss und welche kulturpolitischen Instrumente greifen, um die Kulturarbeit im ländlichen Raum langfristig zu unterstützen. Staatssekretärin Gurr-Hirsch hob das starke ehrenamtliche Engagement in der Region und die Vielfalt der örtlichen Kulturarbeit hervor. Staatssekretärin Olschowski betonte, dass man vor allem auch über spartenübergreifende Konzepte und hauptamtliche Strukturen reden müsse. Eine gemeinsame Netzwerkstelle zur Unterstützung der regionalen Kulturakteure war eine Idee von Landrat Pavel, der sich hierüber mit den Landräten der sieben beteiligten Landkreise verständigen möchte und Zustimmung seines Kollegen Landrat Reumann erhielt. Dass zwei Ministerien und sieben Landkreise an der Lernenden Kulturregion beteiligt sind, wertete Hortensia Völckers als wichtige Grundlage für die Zukunft der TRAFO-Idee in Baden-Württemberg.

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Theatermacher und solche, die es werden wollen, im Gespräch.

 

Auch die Kulturwerkstätten, die sich in der Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb engagieren, brachten ihre Erfahrungen ein. Die Opernfestspiele Heidenheim, das Landestheater Tübingen, das Theater Lindenhof in Melchingen, das Federseemuseum Bad Buchau und die inter!m – Kulturhandlungen mit dem Museum Villa Rot in Burgrieden gaben Beispiele für innovative Kulturprojekte, die sie in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen des TRAFO-Programms entwickelt haben. Sie verdeutlichten, wie Kultureinrichtungen in die Fläche wirken können, um mehr Menschen im ländlichen Raum mit Kunst und Kultur zu erreichen: Durch Theaterprojekte mit der Dorfbevölkerung, Erzählcafés, die musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen, durch archäologische Vermittlungsprojekte oder performative und mediale Gemeinschaftsproduktionen. (Einen Kommentar dazu finden Sie in der Rubrik "Na sowas")

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