Er ging seinen Weg  Empfehlung

Ein noch von der Neuen Sachlichkeit inspiriertes Selbstbildnis Ernst Wanners aus dem Jahr 1971 Ein noch von der Neuen Sachlichkeit inspiriertes Selbstbildnis Ernst Wanners aus dem Jahr 1971

„Wir sind immer auf dem Wege“, hat Ernst Wanner noch an seinem 85. Geburtstag gesagt.

Im späten Herbst desselben Jahres hat der Maler seinen irdischen Lebensweg beendet. Zu seinem 100. Geburtstag erinnern wir an den Mann, mit dem die Aalener Kunstszene  begonnen hat. 

     Leben und Kunst waren für den gebürtigen Stuttgarter Ernst Wanner seit er 1946 nach Aalen kam, nicht zu trennen. Entsprechend breit war das thematische Feld, das er skulptural, in Mosaiken, graphischen Arbeiten und mit dem Pinsel beackert hat − und entsprechend vielfältig die Sprache der symbolträchtigen farbigen Formen. Die sind bei ihm nie aus dem Lot geraten; ihre innere Harmonie entsprang dem Selbstverständnis ihres Schöpfers.

     „Nur wenn man von einer Hoffnung oder gar von einer Zuversicht getragen ist, gibt es ein existenzielles und künstlerisches Fort- schreiten“, hat Wanner einst den ethischen Imperativ seines Handelns beschrieben. In seinen Landschaften hat dieser Optimismus unbeschwerten, farbenfrohen Ausdruck gefunden. Seine religiösen und gesellschaftskritischen Arbeiten hingegen sind von einer eher schwerblütigen, kontemplativen Bildsprache geprägt. 

  „Stern“ hat der Maler Wanner ein Bild genannt, das er kurz vor seinem 85. Geburtstag vollendet hatte. Auf dem Wege sind die drei Könige. Einst hat sie der Stern zur Krippe geführt. „Wir sind immer auf dem Wege“, sagte der hoch betagte Künstler zu diesem Werk.

     Er selbst war immer unterwegs. Bis zuletzt brach er auf der Leinwand immer wieder auf zu neuen Ufern. Nur von einem seine Malerei prägenden Stilmittel ist er nie abgerückt: Immer ist er in der Fläche geblieben. Er musste nicht die Perspektive bemühen, um seinen Bildern Tiefgang zu verleihen.

Wer rastet, der rostet

     Wer rastet, der rostet. Ein Wanner rostete nicht. „Ich suche mir immer wieder neue Wege, um nicht auf eingefahrene Gleise zu geraten“, hat er mir bei einem Besuch in seinem Atelier mit sehr bestimmtem Ton dargelegt. So lange ihm wegen seines schwindenden Augenlichts das Malen – mit eiserner Energie -  noch möglich war, ist er in seinen Bildtiteln am Puls der Zeit geblieben.  Entstanden sind  bildmächtige Zeugnisse für Ernst Wanners Versuch, der Herausforderung, „die die Welt um mich an mich richtet“, wie er sagte, gerecht zu werden.

   Für den gläubigen Christen bedeutete das, biblische Grundwahrheiten in eine Bildsprache umzusetzen, die sich einem emanzipierten  Verständnis von Glaube erschließt. Dieses Schaffen ist ihm wie sein Bekenntnis zur Religiosität in der Kunst bis zuletzt ein Herzensanliegen geblieben.

    In der Volkshochschule, in Ferienmalkursen und im eigenen Atelier hat er seine Kenntnisse weitergegeben. Das persönliche Rüstzeug dafür hatte er nach dem Abitur in Heilbronn an den Kunstakademien in Stuttgart und Leipzig erworben. Die Stadt Aalen hat er nicht nur in farbtechnischen Angelegenheiten beraten.

     Angesichts der vielfältigen Arbeiten im öffentlichen Raum, unter anderem Mosaiken im Torhaus, Kirchenfenster und Außengestaltungen an Hausfassaden, nicht zu vergessen die formkühne stählerne Sonnenuhr in Oberkochen, wird bewusst: Hier lebte und arbeitete ein Maler in seiner Stadt, engagiert, konsequent, ehrlich. Bei dessen Beerdigung hat der damalige OB Ulrich Pfeifle den Nestor  der Aalener Kunstszene als „überzeugende Persönlichkeit“ und „wichtigen Beweger in unserer Gesellschaft gewürdigt“.        -uss

Info: Mit der Ausstellung von zehn signifikanten Werken Ernst Wanners in der Rathausgalerie erinnert die Stadt Aalen zu dessen 100. Geburtstag an ihren großen bildenden Künstler. Am Samstag, 11. März, veranstaltet die Stadt eine Artothek. Sie bietet die einmalige Gelegenheit, Werke von Ernst Wanner auszuleihen.

 

 

 

 

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