Warum? Darum!

Sie surfen beschwingt auf der Sympathiewelle ihres Publikums: Katharina Uhland und Florian Thunemann. Sie surfen beschwingt auf der Sympathiewelle ihres Publikums: Katharina Uhland und Florian Thunemann. Foto: -uss

„Nimm mit so viel du tragen kannst – oder willst“, singt Katharina Uhland.

Ihre Fans, die natürlich auch die Fans ihres Duopartners und fantastischen Gitarristen Florian Thunemann sind, und die neuen, die an diesem zauberhaften Abend im Alten Rathaus in Aalen nahezu zwangsläufig dazugekommen sind, - sie alle haben alles mitgenommen. An geballten Glücksmomenten, zu denen sich leichtfüßige Poesie, Prosa ohne Blatt vor dem Mund und die kongenialen Saitenklänge zusammengetan haben. Wer da nicht gewollt hat, war selbst schuld. 

      Vor zehn Jahren hat die inzwischen 36 muntere Lenze zählende singende Schauspielerin zuletzt auf der Bühne des kleinsten professionellen Stadttheaters der Republik für Furore gesorgt. Im Berlin-Musical „Linie 1“ hat sie als freche Göre ihre bloßen Brüste wippen lassen. Wer sich denn daran noch erinnere, fragt sie spitzbübisch lächelnd ins Dunkel der Zuschauerreihen. Spontan melden sich überraschend viele Leute. Was beweist, dass das Aalener Theater eine treue Klientel hat – und Katharina Uhland verlässlich nachhaltig ist. Darüberhinaus ist das „Schnee von gestern“. Sie hat die Zukunft im Visier. Warum? Weil es noch so viel zu verändern gibt und gilt, an sich selbst und an der Welt. „Warum kenn ich mich in mir selber so schlecht aus?“ fragt sie im gleichnamigen Chanson. In den Antworten findet sich das Publikum mit seinen eigenen Daseinsfragen wieder. Damit schafft sie eine fast familiäre Nähe.

   Noch mehr als dieser offenherzige Auftritt ist ihre Präsenz, ihre Vitalität und ihre, im Schwäbischen würde man sagen „Schwerdgosch“ im Gedächtnis geblieben. Diese hat sich inzwischen zu einem verbalen Skalpell gemausert, mit dem sie zusammen mit ihrem Partner das Menschliche, das Allzumenschliche und zwischendurch auch das Unmenschliche mit sicherem Schnitt seziert. Als sehr blutigen Blues in der Moritat vom bösen Friederich; vor Erotik knisternd im Flüstersong „Sechs“, in dem sie sich auf Samtpfoten an das, was die Welt im Innersten zusammenhält, heranschleicht. Auch der alte Genießer Goethe hätte da die Augen geschlossen und sie machen lassen. Ob er allerdings ihrer kecken Aufforderung gefolgt wäre, sich zum besseren Kuscheln nackt auszuziehen, darf füglich bezweifelt werden. Zumindest nicht vor so vielen Leuten. Die hingen zwar an ihren Lippen,  mehr aber noch in diesem Fall an ihren Klamotten. Es sehen ja auch nicht alle so gut aus, wie ihr Ex-Ex-Ex-Lover, der hochgewachsene Florian Thunemann, dem das Schmunzeln unter dem dunklen Schopf gut zu Gesicht steht – braungebrannt wie er ist. Als sie ihre Begegnung mit einem gewissen – und höchst widerlichen - Björn besingt, dessen Charme sie am Ende doch erliegt, kommentiert ihr Florian trocken: „Wieder einen Platz nach hinten gerutscht.“ 

     Irgendwann und eigentlich viel zu früh geht die gemeinsame „kleineReise“ mit dem traurigfröhlichen „Theaterclown“, den sie einem entscheidenden Förderer aus ihren Darmstädter Jugendjahren gewidmet hat, dann doch zu Ende. Ein Lied hat sich das „2PersonenOrchester“ als Zugabe aufgehoben. „Für Oma“ – den Lieblingssong von Jacques Jahnke, dem Faktotum des Theaters. Ohne ihn wäre das Duo nicht nach Aalen gekommen. Und das wäre wirklich jammerschade gewesen. Warum? s.o. 

 

Wolfgang Nußbaumer             

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