Fesselnd - "Eugen Onegin" Empfehlung

Jason Reilly gibt im hinreißenden Tanz mit Tatjana (Hyu-Jung Kang) Onegin grandios Gestalt. Jason Reilly gibt im hinreißenden Tanz mit Tatjana (Hyu-Jung Kang) Onegin grandios Gestalt. Copyright: Stuttgarter Ballett
Mit dem Handlungsballett "Eugen Onegin" zur Musik von Peter Tschaikowsky hat das Stuttgarter Staatsballett nochmals seine ganze Klasse demonstriert.
   In sommerlich romantischer Kulisse im herrschaftlichen St. Petersburger Anwesen der Madame Larina spielt die einseitige Liebesgeschichte ihrer Tochter Tatjana - großartig verkörpert durch Hyu-Jung Kang. Neckisch lassen sich die Töchter Olga, alias Elisa Badenes, und Tatjana von einem Spiegel ihren künftigen Geliebten zeigen. Jürgen Roses Bühnenbild lässt die Jungmädchenträume reifen. Seine Kostüme schwelgen in Pastelltönen.  
   Der Dichter Lenski, alias David Moore, von Olgas Spiegel angekündigt, tritt auf. Atemberaubende Sprünge und Pas de deux mit der lebenslustigen Olga verheißen eine glückliche Verlobungszeit, wohlwollend beobachtet von Mutter Larina, alias Melinda Witham und der Amme Daniela Lanzetti.
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   Lenski führt seinen Freund Eugen Onegin in die Gesellschaft ein. Wiederum kündigt der Regiekniff mit dem Spieglein den Ankömmling an. Dieses Mal zeigt es Onegins Konterfei der stilleren Schwester Tatjana, die sich augenblicklich verliebt. Jason Reilly als Onegin tritt auf, in hautengen schwarzen Beinkleidern und geckenhaftem Kurzmantel stolziert er unnachahmlich narzistisch herum. Dandyhaft blasiert ist er sich selbst genug und von seiner Mittelpunktrolle angetan. Ein Solist, der sich nur herablässt, der gesellschaftlichen Etikette Genüge zu tun, die Damen wahrzunehmen und zum Tanz aufzufordern.
   Nur in einer geträumten Szene zeigt sich Onegin als Tatjanas Traumprinz. Seine Hebefiguren gehören mit zum Schönsten des Balletts. Der legendäre Ballettgrossmeister John Cranko hat Alexander Puschkins Versepos mit Kompositionen von Peter Tschaikowsky vor 50 Jahren zu einem Handlungsballett geformt, das bis heute Maßstäbe setzt. Die Stuttgarter Aufführung ist Teil der Reid Anderson Festwoche anlässlich dessen Abschieds als Intendant. Auch eine Hommage an den Tänzer, Ballettmeister und Intendanten, dessen Erfolgsballette aus seiner Anfangszeit noch einmal Revue passieren.
   Das Corps de ballet beeindruckt mit Präzision, die selbst durch einen kleinen Unfall nur unterstreicht, wie durchchoreographiert Musik, Schritt, Hebefiguren und Sprünge aufeinander abgestiFoto 3.JPGmmt sind. Ein Kasatschok der jungen Männer setzt einen fröhlichen Akzent.
 
   Onegin ist ein Handlungsballett, dem die Zuschauer leicht folgen können. Brüsk weist Onegin die verliebte Tatjana zurück, zerreißt gefühlskalt ihren Liebesbrief und legt provokativ Patiencen beim Hofball. Sein Desinteresse an einer Verbindung mit Tatjana hätte er nicht kalkulierter zur Schau stellen können. Doch er hat auch eine andere Seite. Er flirtet demonstrativ mit Olga, die er seinem Freund Lenski abspenstig macht. Dem Gehörnten bleibt nur das Duell, bei dem er selbst auf der Strecke bleibt. Das Mitgefühl des Publikums gilt dem großartigen David Moore als Lenski.
   Jahre später ist Tatjana mit dem reichen alten Fürsten Gremin, alias Roman Novitzky vermählt. Da kommt Onegin aus dem Ausland zurück und sieht, welche Möglichkeit er damals verschmäht hat. Jetzt ist es an Tatjana, seine Avancen zurückzuweisen. Sie zerreißt seinen Brief, obwohl sie ihn noch immer liebt. 
 
Helga Widmaier
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