Langeweile im All

Nachrichten vom Rande des Universums bringt der von Fernsehsendungen bekannte Astrophysiker Harald Lesch beim EKM-Festival in die Johanniskirche.
In rotes Licht getaucht ist die Wandmalerei auf der Apsis. Rüdiger Glufke eröffnet den Vortrag mit weihevoller Orgelmusik. 
 
Der Gottesdienst kann beginnen. Der biblische Mythos der Schöpfungsgeschichte wird in naturwissenschaftliche Sprache übersetzt. Vor einem altertümlichen Schreibtisch schreitet Lesch eine fiktive Timeline ab. Vom Urknall, den er in einen winzigen Punkt auf dem Boden schrumpfen lässt, die 14 Milliarden Jahre bis heute. Seit dem Ursprung von Raum und Zeit oder der Raumzeit, wie die Physiker sagen, expandiert das Universum. Lesch leuchtet die Grenzen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis aus. Was wahr ist, kann sie nicht sagen. Nur, dass eine Theorie nicht falsch ist, kann sie experimentell nachweisen.
 
Genial wie er die hochkomplexe Materie in eine Nussschale komprimiert und mundgerecht darbietet. Der begnadete Entertainer unterhält sein Publikum auf höchstem Niveau. Dazwischen improvisiert Glufke glitzernde Orgelklänge. Kinderlieder, „Weißt du wieviel Sternlein stehen“, Volksliedhaftes, Klassik, Barock, Carl OrffS „Carmina Burana", Pop kommentieren witzig die Ausführungen von Lesch. 
 
Er würzt seinen Vortrag immer wieder mit kleinen unterhaltsamen Abschweifungen und hält sein Auditorium bei der Stange mit Exkursen in die aktuelle Politik. Genüsslich zerpflückt er deren Behauptungen mit naturwissenschaftlicher Logik. Sei es die Kausalität von Ursache und Wirkung in der Sentenz eines Verkehrsministers zur nachträglichen Emissionsvermeidung beim Abgasausstoß von Fahrzeugen oder die Meinungen von selbsternannten Klimaexperten zur Gletscherabschmelzung auf den Meeren unter Aussparung der Inlandgletscher. Dabei verliert er nie den Faden. 
 
Gravitationswellen, schwarze Löcher und die kosmische Hintergrundstrahlung künden von der Vergangenheit des Kosmos. Dabei war seit dem Urknall nichts mehr los. Absolute Ruhe und Langeweile herrschen im All. Die Voraussetzung für ungestörte Forschung und Entdeckung und unser Leben auf der Erde. Was auch die Astrophysiker nicht wissen können, wenn sie Nachrichten aus den Anfängen des Universums dechiffrieren, ob so ein Stern heute noch existiert. Lichtjahre dauern die Informationen aus dem All. 
 
Von der unvorstellbaren Ausdehnung  des Universums schließt Lesch den Bogen zum Menschen auf der Erde mit einem Text, was ohne den Menschen fehlen würde, nämlich Glaube, Liebe und Hoffnung. 
 
wid
 
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