Voller Hingabe Empfehlung

Lucia (Franziska Tiedke) mit dem Ensemble. Lucia (Franziska Tiedke) mit dem Ensemble. Foto: Sabine Haymann
Das Theater Pforzheim  hat im "Stadtgarten" in Schwäbisch Gmünd die Oper "Lucia di Lammermoor" aufgeführt.
Gaetano Donizettis Musik, die noch in der Klassik wurzelt, doch bereits ein Tor zur Romantik aufstößt, erlebte eine großartige Interpretation  durch die Badische Philharmonie Pforzheim. Dirigent  Mino Marani ließ sein Orchester zur Höchstform auflaufen. Die Ouvertüre ist ein kurzes Preludio, das abrupt mit einem Bruch die gehobene Stimmung in eine düster-tragische umschlagen lässt. Die Atmosphäre für die tragische Liebesgeschichte in einer Abwandlung des Romeo-und-Julia-Motivs ist geschaffen. 
   Zwei verfeindete schottische Sippen stehen im Zentrum des Geschehens. Die beiden Liebenden Lucia und Edgardo gehören rivalisierenden Clans an. Lucias Bruder, das Familienoberhaupt Enrico, arrangiert hinter dem Rücken seiner Schwester die Ehe mit Arturo, der den Clan wirtschaftlich und gesellschaftlich sanieren soll. Die Schuld an der Misere schiebt der Ashton Clan seinem Widersacher Clan, den Ravenswoods zu. 
   Puppenhaft wie Figuren einer Spieluhr bewegen sich Sänger und Chor über die Bühne. Arme und Beine sind mit Gummibändern miteinander verbunden. Der Regietrick von Caroline Stolz versinnbildlicht augenfällig die unlösliche Verstrickung der Gesellschaft in ihre Konventionen. Da bleibt keine noch so kleine Freiheit für einen Ausbruch. 
   Besonders marionettenhaft stolziert Franziska Tiedke als Lucia mit ihrer wirren blonden Lockenpracht im weißen Kleid über die Bühne, anfällig, schwächlich wie nicht von dieser Welt. Doch ihre Stimme ist präsent und wunderschön. Erst nachdem sie sich von dem ungeliebten Bräutigam Arturo durch einen Todesstich befreit hat, erscheint sie gelöst und glücklich, ohne die restriktiven Bindungen der Konvention und imaginiert ihre Hochzeit mit dem Geliebten Edgardo. Ihr weißes Kleid trägt abstrakte blutig rote Flecken. Von den Händen hängen rote Fetzen. Das schwarze Gummiband der Konvention ist durchtrennt. Nur der Wahnsinn und der Tod erlaubt ihr diese letzte glückselige Arie. 
   Die Stimmen der Protagonisten sind allesamt voller Hingabe. Diese verkörpern ihre Rolle mit Bravour. Ein wunderschönes Duett singen die beiden Widersacher Enrico alias Geani Brad und Edgardo alias Kwonsoo Jean im minimalistisch angedeuteten Bühnenwald. Die toten Baumstämme wachsen von oben nach unten im Bühnenbild von Jan Hendrik Neidert.   Der geistliche Würdenträger Raimondo, Lucias Erzieher, alias Aleksandar Stefanoski, erhält für seine Bassstimme besonders viel Beifall. Dem Publikum ans Herz gewachsen ist neben der Hauptfigur Lucia ihr Verlobter Edgardo, der sich mit einer unvergleichlichen Arie von der Bühne und der Welt verabschiedet, nachdem er vom Wahnsinn und Tod seiner geliebten, vermeintlich untreuen Lucia vernommen hat. Nur im Tod sind die beiden Liebenden vereint.
wid 
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