Der will nur spielen Empfehlung

Ein Schiff wird kommen - mit einer bunt gemischten Besatzung. Waydelich, wie er die ferne Welt sieht. Ein Schiff wird kommen - mit einer bunt gemischten Besatzung. Waydelich, wie er die ferne Welt sieht. Foto: -uss

Wenn einer gerne dabei hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden, dann der knitze Elsässer Raymond E. Waydelich.

   Zu seinem 80. Geburtstag zeigt die Galerie Zaiß in Aalen Bilder und Objekte des fabeltierliebenden Fabulierers  –  zähnefletschender Schweinehund inbegriffen. Aber der will nur spielen.

   Der Künstler, dessen Vita Einladungen zur „documenta“ in Kassel und zur „Biennale“ in Venedig schmücken, wäre nicht Waydelich, wenn er seine optischen Monster nicht auch mal von der Leine ließe. Den bei allem Schalk, von dem er reichlich im Nacken trägt, reagiert er in seinen Arbeiten mit treffendem Spott und mitunter nachtschwarzem Humor auf gesellschaftliche Zustände und Entwicklungen.  Auf dem Bild „Zentaur mit Bombe und Kalaschnikow“ führt er Antike und Gegenwart zusammen. Das schafft keine guten Aussichten. Nicht von ungefähr hat ihn ein Kunstkritiker als „Archäologe der Zukunft“ charakterisiert.

   Waydelich schürft mit fantastischer Fantasie in der Menschheitserinnerung. Höhlenzeichnungen der Steinzeit transformiert er zur tierischen Besatzung seiner diversen gemalten und radierten Schiffe, die das Auge von Betrachterin und Betrachter auf eine Reise mit ungewissem Ausgang mitnehmen.

   Zum Beispiel nach Namibia. Die ehemalige Kolonie Deutsch-Südafrika hat sich durch den Völkermord an den Herero und Nama durch die Truppen des Generalleutnants Lothar von Trotha in das Gedächtnis der Welt eingebrannt.  Auf der Farbradierung „Afrika“ sitzt ein Großwildjäger mit Hut vorne in einem Boot, während hinter ihm drei Figuren Ruder oder Speere schwingen. Und im Bug blickt ein massiver Schweinehund nach vorne. Auf  zwei Bildern mit Schiffen hebt  ein Elefant seinen Rüssel. Diverses anderes Getier ist noch in der Menagerie Waydelichs zu entdecken.

   Der Elsässer schert sich um keine Perspektive und ist doch in seiner konsequenten Zweidimensionalität alles andere als perspektivlos. Wieder einmal erweist er sich als ein Schelm mit Tiefgang. „Skurril und auch sehr ernsthaft“, wie Wolf-Dietrich Fehrenbacher bei der Vernissage am Sonntag in seinen launigen Anmerkungen konstatiert.

Info: Die Ausstellung ist bis 23. Dezember Mi-Fr/So 14-18 Uhr geöffnet; So, 2. 12. geschlossen; www.galerie-zaiss.de

Wolfgang Nußbaumer

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