Dynamische Anmut

Dynamische Anmut Foto: BBL - Francette Levieux
Während das Stuttgarter Ballett auf Tournee in Japan gastiert, hat das Stuttgarter Publikum das Béjart Ballet Lausanne gefeiert.
   Die auf hohes Niveau eingeschworenen Ballettliebhaber zollten der großartigen Leistung der Lausanner Compagnie uneingeschränkt und von Herzen Beifall.
   Der künstlerische Leiter Gil Roman hatte zum 30jährigen Jubiläum der Truppe ein Ballett kreiert, „T’M et variations“, das ganz modern daherkommt. Zur perkussiven Livemusik, auf der Bühne performt von Thierry Hochstätter und JB Meier an einem vielfältigen Schlagwerkarsenal, tanzen wechselnde Gruppenformationen in schlichten Fitnessstudiokostümen. Die Musik pulsiert und gibt den Tänzern wie ein klassischer Basso continuo den Klangteppich vor, auf dem sie sich bewegen. Der Soundtrack von Nick Cave und Warren Ellis lässt mit einem lauten Gong die Bewegung erstarren. Figuren und Schritte formieren sich neu. Das Percussionsduo knallt donnernd eine Ohrfeige in den Raum. Die Tänzer stellen dazu mimisch die Ausgrenzung und Zurückweisung eines Rivalen dar.  Klar, die Variationen drehen sich um Liebe und ihre Facetten. Mit den Bewegungen seiner Tänzer tritt der Choreograph Gil Roman in einen intimen Dialog mit Béjart, dem Begründer des Lausanner Balletts. Das Spektakel beschert in schnellem Tempo immer neue Sinneseindrücke.
   Für den zweiten Teil hat Gil Roman Ausschnitte aus den Choreographien von Maurice Béjart ausgewählt. In seinen eigenen Worten: „so ähnlich wie man es tun würde in Vorbereitung einer Feier. Oder wie man Lieder für ein Konzert, eine Vorstellung, ein kurzes Treffen zusammenstellen würde.“ Die Kostüme von Henri Davila sind der klassischen Moderne verpflichtet und unterstreichen die musikalische Aussage. Traditionelle Musik des Tschad untermalt eine archaisch anmutende Zweierbeziehung. Itzhak Perlmans Doyna kommentiert ein jüdisches Hochzeitsfest. Indische Klänge entführen in die Welt von Schlangenbeschwörern und Fakiren. Johann Straußens Tritsch-Tratsch Polka bringt unernste humorvolle Akzente. Zu Hugues Le Bars Japonais bewegt sich ein Ensemble in weißen Bademänteln in Kreisaufstellungen. Die einzelnen Szenen reihen sich wie eine Perlenschnur aneinander. Jede erzählt eine Geschichte.
    In einem über zwei Stunden dauernden Programm stellt die Truppe aus der Schweiz zwei völlig unterschiedliche Konzepte vor, die es fertig bringen, die Aufmerksamkeit der Besucher zu fesseln und sie bei Laune zu halten.
 
Helga Widmaier 
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