Keiner traut der großen Cloud Empfehlung

Große Urkunden für große Verdienste: (v.l.) Frank Karlitschek, OB Thilo Rentschler, Hendrik Speck und der Vorsitzende des Freundeskreises der Stiftung Schloss Fachsenfeld, Ulrich Pfeifle. Große Urkunden für große Verdienste: (v.l.) Frank Karlitschek, OB Thilo Rentschler, Hendrik Speck und der Vorsitzende des Freundeskreises der Stiftung Schloss Fachsenfeld, Ulrich Pfeifle. (Fotos: -uss)

 Hendrik Speck hat zwar nur den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis erhalten. Dennoch war der an der Hochschule Kaiserslautern lehrende Professor bei der dritten Verleihung des Reinhard von Koenig Preises für Technik und Fortschritt Freitagabend im Fachsenfelder Schloss der Star.

    Ein Star, mit dem der Chef der NextCloud GmbH in Stuttgart, der Informatiker Frank Karlitschek, allerdings in einer Liga spielt. Dem bescheidenen Superhirn hat der Hauptpreis in Höhe von 20.000 Euro fast die Sprache verschlagen.

    Der mit Witz und Eloquenz reich gesegnete Hendrik Speck hat eine Fitness- und Gesundheits-App entwickelt, die den Benutzer nicht verrät. „n*soria“ hat keinen heißen Draht zum „Big Brother“, dem Superspeicher im Silicon-Valley in Kalifornien.  Die Amis erfahren also nichts von irgendjemandes Adipositas, noch von dessen Fettleber, Bluthochdruck oder Diabetes. Das ist sehr beruhigend. Der Patient bleibt zum Beispiel in der Datenkommunikation mit seinem Arzt oder der Versicherung Herr des Geschehens. Niemand anderes als der Adressat hat Zugriff.

    Die Gesundheitsdaten und deren Sicherung gehören zwar zu den wichtigsten digitalen Aufgaben. Doch sind die Smartphones gespickt mit „Sensorien“. Darauf hat Speck warnend hingewiesen. Die Geräte machten ihre Nutzer selbst zum Produkt, weil sie deren gesamtes Bedienungsverhalten speicherten und damit zu einem offenen Buch machten. Wer alles darin blättert, möchte man lieber nicht wissen, kommentiert Speck süffisant. Zumal die Benutzer der mobilen Kleincomputer zu häufig zu sorglos mit den Dingern umgingen. (Der Verfasser dieser Zeilen wird sein iPhone künftig mit ganz spitzen Fingern anfassen. Hoffentlich hält er durch...)

     Hier kommt Frank Karlitscheks NextCloud ins Spiel. Ein Kampf David gegen Goliath. Der Stuttgarter mit dem Gesicht und der Figur eines Actiondarstellers nimmt es mit der Cloud, der alleinbeherrschenden Datenwolke auf. Sein Credo lautet „meine Daten gehören nur mir“. Deshalb sollte man sie auch bequem mit sich führen oder zuhause einkellern können. Sagt’s und zeigt eine kleine schwarze Box im Format einer DVD-Packung. Das Produkt ist eine Open Source, eine offene Quelle, die jeder kostenlos benutzen und an deren Weiterentwicklung mitwirken kann. NextCloud sollte man sich gut merken - und benützen.

     Sein Geld verdient Karlitschek indes mit größeren Speicherkalibern. So nutzen rund 350.000 Bundesbedienstete seinen Sicherheitsspeicher. „Daten sind das neue Öl“, hatte er zuvor festgestellt – Schmiermittel und Handelsware zugleich.

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Für den koeniglichen Sound sorgten der Saxofonist Andreas Holdenried und Reinhard S. Hiebel auf Flügel und Stimmbändern - zusammen "Swing affairs".

 

     In seiner Würdigung der beiden Preisträger verwies der Rektor der Hochschule Aalen, Prof. Gerhard Schneider, auf die explosionsartige Zunahme der Datenmenge unter anderem durch Digitalisierungsprojekte wie „Industrie 4.0“ oder die Telemedizin. Deren Sicherheit sei ein ebenso großes Thema wie die existenzielle Frage, wie die Datenflut unser Denken und damit unsere Demokratie beeinflussen könnte. Beiden Preisträgern bescheinigte Schneider „technischen Mut zum nachhaltigen Fortschritt“.

     Zu Beginn hatte OB Thilo Rentschler auf das rasante Tempo der digitalen Vernetzung hingewiesen. Ganz im Turbomodus nannte er als aktuelles lokales Projekt die „Smart City“ – die Schaffung eines ein ökologisch und sozial nachhaltigen Gemeinwesens. 

    Sein Vorgänger und Vorsitzender des Freundeskreises der Stiftung, Ulrich Pfeifle, erinnerte daran, dass „Technik und Fortschritt“ ganz oben auf der Agenda des Barons Reinhard von Koenig standen. Mit der Betonung auf "Fortschritt". Weshalb diese Preisverleihung wohl ganz in seinem Sinne sei.

     Harmonisch wie die ganze Veranstaltung waren die Songs, mit denen das Duo „Swing Affairs“ sie mit Tenorsaxophon, Flügel und Stimme ohrschmeichelnd begleitet hat.

Wolfgang Nußbaumer    

     

         

Letzte Änderung amMontag, 29 Oktober 2018 12:13
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